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Kunst Zwischen Traum und Albtraum: die Welten der Avantgarde-Fotografie

Bildet Fotografie die Wirklichkeit ab? Zeigt sie ein konstruiertes Bild? Schon die Fotografen der Moderne beschäftigten sich mit Fragen, die immer noch aktuell sind. Auf der Suche nach einer eigenen Bildsprache schufen sie Bilder, die heute noch faszinieren, wie die Ausstellung «Real Surreal» zeigt.

Ist es eine Kartoffel oder ein Alien? Ein funktionales Rohrsystem oder ein raffiniertes Muster? Die Foto-Avantgarde der 1920er- und 1930er-Jahre entdeckte die Welt neu und stiess dabei auf verblüffende Motive.

Werner Mantz dokumentierte die geradlinige Schönheit von Heizungsrohren, während André Kertész das filigrane Spiel von Licht und Schatten im Lesesaal einer Bibliothek einfing. Der französische Fotograf Brassaï hielt nicht nur die Schönheit schmiedeeiserner Schnörkel an den Eingängen der Pariser Metro fest, er fotografierte auch keimende Kartoffeln und liess sie aussehen wie fremdartige Spinnen oder seltsame Wesen aus dem All.

Ausstellungshinweis

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Die Ausstellung «Real Surreal» findet vom 1.04.2016 bis 24.07.2016 im Museum Bellerive in Zürich statt.

Bis an die Grenzen der Fotografie

Die Fotografie war in den 1920er- und 1930er-Jahren ein junges Medium. Viele Künstler griffen zur Kamera und machten Aufnahmen von Landschaften, von Menschen und architektonischen Details oder schufen mithilfe von Fotomontagen und Manipulation der Negative ganz neue Welten.

Die Avantgarde-Fotografen und -Fotografinnen der 1920er- und 1930er Jahre suchten nach Motiven und Themen, die sich nicht ebenso gut mit der Malerei ausdrücken liessen. Sie suchten nach einer eigenen neuen Bildsprache, aber auch nach den Grenzen der Fotografie und ihrem Wahrheitsgehalt. Denn die Einsicht, dass die Fotografie nicht einfach nur neutral abbildet, was ist, ist fast so alt wie die Fotografie selbst.

Audio
Alice Henkes über die Ausstellung «Real Surreal»
aus Kultur kompakt vom 01.04.2016.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 35 Sekunden.

Der Sammler als Entdecker

Dietmar Siegbert sammelt seit den 1970er-Jahren Fotografie zwischen Neuer Sachlichkeit und Surrealismus aus Deutschland, Frankreich und der ehemaligen Tschechoslowakei. Der ehemalige Filmproduzent aus München hat sich schon als Knabe für die Kunst der Moderne begeistert. In der Fotografie, so merkte er bald, liessen sich noch Entdeckungen machen. Vor allem im Grenzbereich von Sachlichkeit und Surrealismus.

Im Lauf der Jahre ist eine grosse Sammlung entstanden, deren Umfänge selbst Dietmar Siegbert nur schätzen kann. In Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Wolfsburg ist aus der Sammlung Siegbert eine eindrucksvolle Schau entstanden, die zeigt, wie raffiniert und erfindungsreich, wie lustvoll und intelligent die Foto-Avantgarde der Moderne war.

Montagen und Fotogramme

In Fotomontagen schufen sie Bildwelten zwischen Traum und Alptraum, in denen Körper vor dem Spiegel in geometrische Teile zerfallen und Hände Augen haben. Max Ernst und Man Ray erschufen zahlreiche Fotogramme, für die Gegenstände verschiedener Lichtdurchlässigkeit direkt auf das Fotopapier gelegt werden. Durch die Belichtung entstehen grafische Muster. Andere Künstler bearbeiteten die Negative manuell oder chemisch und erzeugten so abstrakte Bilder.

In der digitalen Gegenwart kann jeder mit ein paar Mausklicks surreale Welten erschaffen, denen man die Bearbeitung gar nicht mehr ansieht. Doch gerade die technischen Begrenzungen, mit denen die Fotografen der Moderne arbeiten mussten, machen ihre Bilder so reizvoll. Die Fotoschaffenden arbeiteten mit viel Erfindungsgeist und enormer Lust am Experiment. Die Ausstellung lädt dazu ein, die aufregende Frühzeit der Fotokunst neu zu entdecken.

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